Greenwashing

Der Trend zur Nachhaltigkeit verstärkt sich deutlich. Das machen sich viele Unternehmen zu Nutze und starten vermeintlich umweltgerechte Marketingkampagnen. Echte Nachhaltigkeit und Greenwashing sind nicht so leicht zu unterscheiden. Auch beim Druck von Büchern fördert eine Öko-Optik die Akzeptanz beim Leser.

Was bedeutet Greenwashing überhaupt?

Von Greenwashing spricht man, wenn ein ökologisches Handeln vorgegaukelt wird. Im günstigsten Fall handelt es sich bei Greenwashing um eine reine Etikettierung von Produkten, die herkömmlich hergestellt werden. Dabei wird der Produktionsprozess nicht verändert. Ein Produkt erhält nur einen verkaufsfördernden Anstrich. Das Design entspricht dabei den Vorstellungen von Konsumenten, die eher zu nachhaltig hergestellten Produkten greifen.

Kunden kaufen eher ein Naturprodukt als ein herkömmlich hergestelltes Produkt. Der Markt für Naturkosmetik hat sich in den letzten zehn Jahre fast verdoppelt.

Ist der Wunsch nach Naturprodukten wirklich so stark?

Nicht jedes nachhaltig wirkende Siegel sichert auch automatisch eine nachhaltige Herstellung. Oft muss man einen genaueren Blick darauf werfen. Die Industrie hat das geänderte Nachfrageverhalten der Verbraucher verstanden. Wenn der Markt für Naturprodukte wie im Fall der Naturkosmetik so stark wächst, dann bedeutet eine Nichtbeachtung einen starken Umsatzrückgang. Tendenziell werden dabei auch Produkte Richtung Nachhaltigkeit positioniert, obwohl die Herstellung noch nicht angepasst wurde.

Die Verpackungsdrucker haben ein Problem, die neue Nachfrage zu decken

Die Markenartikel-Industrie denkt Verpackung neu. Eine Produktverpackung muss nachhaltig hergestellt sein. Karton-Faltschachteln werden immer beliebter. Einerseits ist dieser neue Trend schön, andererseits stellen sich die Lieferanten die Frage, wo sie den vielen recycelten Karton herbekommen sollen. Die Lieferzeiten für Karton aus wieder verwerteten Fasern schellen in die Höhe. Die Preise der Rohmaterialen steigen um bis zu 30 %.

Wer flächig bedruckten Naturkarton mit schweren Flaschen konfektionieren will, lernt neue Hindernisse kennen. Beim Weg durch die Konfektionierungsmaschinen entsteht Reibung. Auf Naturkarton lassen sich Oberflächen nicht mit Lack scheuerfest ausstatten. Die technischen Herausforderungen dieser Branche sind neu und viele noch nicht gelöst.

Die Akzeptanz von nachhaltigen Druckprodukten

mediaprint solutions ist ist auf dem Weg, eine vollstufig nachhaltige Druckerei zu werden. Wir arbeiten kontinuierlich an unseren Prozessen. Schritt für Schritt wollen wir dem Ziel einer grünen Druckerei näher kommen. Für Druckeinkäufer ist es aber ebenso wichtig, die Erwartungshaltung der eigenen Kunden zu erfüllen. Man will schließlich die Akzeptanz von Drucksachen und Verlagsprodukten wie Bücher steigern. Da genügt es nicht, nur das Logo eines Klimazertifikates mitzudrucken.

Greenwashing beim Druck von Büchern? Funktioniert leider gut.

Die Akzeptanz eines Buches hängt ganz entscheidend vom Umschlag ab. In der Praxis ist es so, dass Verbraucher beim Kauf eines Buches die gleichen Auswahlkriterien anwenden wie beim Kauf von Naturkosmetik. Querbeet ist zu sehen, dass Umschläge von Fachbüchern, Literatur und Kochbüchern nach Öko aussehen, aber völlig „normal“ gedruckt wurden. So werden wie bei den Hochzeitskartendruckern natürlich wirkende Kartonhintergründe mitgedruckt, statt direkt auf teures Spezialmaterial zu drucken.

Der direkte Druck auf Ökokarton hat vier Nachteile bzw. der Standarddruck Vorteile:

  • Der Druck auf Ökokarton hat einen geringeren Farbumfang. Ein reines Weiß für Bildhintergründe oder Schriften ist nur beim Druck auf weißem Karton möglich. Man druckt auf Standardkarton und druckt einen Hintergrund da mit, wo er optisch Sinn macht.
  • Ökokarton ist wesentlich teuer als Standardkarton. Wir sprechen hier nicht um ein paar Prozent, sondern um den drei- bis zehnfachen Preis je Druckbogen.
  • Der Druck auf Standardkarton ist einfacher und verbraucht weniger Anlaufmakulatur für die Druckmaschine. In diesem Fall ist der Standarddruck sogar wirklich nachhaltig.
  • Ein Buch wird oft stark mechanisch beansprucht. Damit die Farbe nicht abscheuert und der Buchrücken lange hält, werden so gut wie alle Buchumschläge mit einer dünnen Folie laminiert. Trotzdem kann ein Buch im Recyclingverfahren und beim Deinken wieder verwertet werden. Die Folie wird abgelöst und aus der Papierpulpe abgeräumt.

FAQ – Greenwashing

Wann ist Greenwashing erlaubt?

Fettende Lebensmittel wie Plätzchen dürfen in einen speziellen Öko-Optik-Karton verpackt werden. Dabei müssen Karton und Farbe lebensmittelecht sein. Die Verwendung von echtem Graukarton ist verboten, weil Schadstoffe enthalten sein könnten. Weißer und unbedruckter Karton verkauft sich schlechter.

Warum funktioniert Greenwashing bei Schokolade nicht?

Schokolade hat eine Innenverpackung aus Alufolie oder ist direkt mit einer bedruckten Folie verpackt. Greenwashing funktioniert nicht, weil Farbe oder Bindemittel im Karton auf die Schokolade übertragen werden könnten. Selbst Traktorabgase in Jutesäcken der Kakaobohne können nachgewiesen werden.

Wieso wird bei Kosmetikverpackungen auf Greenwashing verzichtet?

Schwere Kosmetikflaschen müssen in einer stapelfähigen Umverpackung in die Stores ausgeliefert werden. Bei Naturkarton ist der Druck nicht abriebfest genug. Eine Schutzlackierung ist auf Naturkarton nicht möglich. Bei Umverpackungen funktioniert Greenwashing aus technischen Gründen nicht.

Warum darf eine Plastikflasche nicht als Papierbottle bezeichnet werden?

Der Verbraucher darf nicht getäuscht werden. Wenn eine Umverpackung aus Karton als Papierbottle bezeichnet wird, darf innen keine Plastikflasche sein. Das wäre verbotenes Greenwashing.

Darf eine cellophanierte Pralinenschachtel in den Papiercontainer?

Papier und bedruckter Karton können zur Wiederverwertung in den Papiercontainer. Selbst ein einseitig cellophanierter Karton kann de-inkt werden. Die Innenverpackung mit direktem Kontakt zur Schokolade ist fast immer aus Kunststoff. Ist die Aufmachung in der Optik eines Naturkartons, spricht man von Greenwashing.

Ist ein ausgedachtes Bio-Siegel wirklich Greenwashing?

Wenn ein ausgedachtes Bio-Siegel aussieht wie ein verliehenes Gütesiegel, dann kann es sich um Greenwashing handeln. Dabei kommt es nicht auf Details an, sondern auf den ersten Eindruck beim unbedarften Verbraucher.

Bildnachweis: istock/TShum
Quelle: https://www
.bvdm-online.de/fileadmin/Themen/Umwelt/Nachhaltigkeit-kommunizieren-mit-Print_Poster_Druck.pdf